31. Oktober 2006
denkblase: Members of the Death Domain-Fold Superfamily revisited

„Given the relatedness of the POP1 PyD to that of ASC and the lack of a CARD in POP1, it could be envisaged that POP1 might bind readily to ASC and spoil the aforementioned ASC-mediated signalling complexes.“ (Mariathasan u. Vucic 2003)
Die postmodernen Philosophen haben zurückgeschlagen, und ich sitze über der Revanche für "Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity", die zeigen soll, dass auch in den Lebenswissenschaften Sinn keine Bedeutung hat.
Aber ich habe es durchschaut und mich umorientiert und mache mir jetzt nicht mehr Gedanken über die Funktion dieser Proteinfamilie, sondern widme mich stattdessen der gleichnamigen Band „Members of the Death Domain-Fold Superfamily“ - vergessene Pathosrocker der Spätsiebziger, denen völlig zu Recht kommerzieller Erfolg und Ruhm verwehrt blieben, und die ich exemplarisch für meine Arbeit über „Glamrock und seine retrospektive Rezeption im Spannungsfeld von Narzissmus, Selbsthass und Diddlmausverehrung“ ausgewählt habe. Gerade bei ihrem Titel „POPing the fire into the pyrin“ (Mariathasan u. Vucic 2003) lässt sich schon aus den ersten Synthieklängen des Intros ableiten, dass...
Jedoch, das Intro ist die Einschaltfanfare eines Windows-Notebooks, die zwischen den Bücherregalen echot, den Staub von den plastikblättrigen Hydrokulturen rieseln lässt und mich zurückruft in die Sonderbereichswelt von „ICEBERG, a CARD-only protein that has no orthologues in mice“ (Mariathasan u. Vucic 2003).

30. Oktober 2006
berlin: ...

planespotting

29. Oktober 2006
woanders: ...

esst_mehr_beton

29. Oktober 2006
berlin: ...

Mir doch egal, dass du das kitschig findest.

24. Oktober 2006
denkblase: Akademgorodok

Die Wände mit den Helden des wissenschaftlichen Totalitarismus, in Beton gekratzt. Die pekigen Terminals, die Zugang zum kybernetischen Weltnetz ermöglichen. Der Getränkeautomat, der mit entwaffnender Ehrlichkeit „kakaohaltiges Heissgetränk“ anbietet.
Ich kann nicht widerstehen und wärme meine Hände am geriffelten Plastik des Bechers.
Ein Leseplatz an der Fensterfront. Ich stecke meinen tragbaren Rechner an. Kein Robotron, aber fast. Die Akkumulatorenkapazität reicht aus, um einen Stromausfall zu überbrücken. Falls die Techniker es schaffen, das Elektrizitätswerk innerhalb von 14 Minuten wieder ans Netz zu bringen.
Es riecht nach Braunkohle und Linoleum und den Ausdünstungen von Pressspanplatten, die nirgendwo sonst auf der Welt zum Innenausbau verwendet werden. Außer vielleicht in Akademgorodok.
Säße ich in Akademgorodok, könnte ich Birken sehen.
Der Verkehr rauscht vorbei, ich denke an Pinguine.
Ein Quieken.
Nein, ein Quietschen. Es sind die Kunstlederflicken auf den Ellenbogen des verlotterten Gelehrten neben mir. Das rechte Brillenglas flaschenbodendick, das linke noch dicker. Das sakkadische Zucken seiner Pupille füllt fast die ganze Linse aus. Er blättert durch einen Haufen Journale über physiologische Chemie. Hoffentlich stößt er auf keinen Aufsatz zur lymphaterschen Formel. Der Gelehrte hat einen Rucksack bei sich, die Thermoskanne ist ungewöhnlich groß und glänzt matt. Der Gelehrte sieht entschlossen aus. Für den Al-Quaida-Ortsverein bliebe nicht mehr viel zu tun.
Ich schaue wieder auf die Straße und warte auf den guten Einfall.
Und auf die Pinguine.

22. Oktober 2006
denkblase: Elephantiasis

Plötzlich kippte das Gespräch und ich war ein verschreckter Elefant. Keine Ahnung, wie ich in diesen Porzellanladen geraten war, viel zu klein und viel zu eng, warum hatte ich ihn freiwillig betreten? Oder hatte man mir schon vorher die Augen verbunden? Ich hörte es klirren, keine Ahnung, mit welchem Körperteil ich was runtergerissen hatte, und als ich mich vorsichtig drehte, schepperte es schon auf der anderen Seite. Nach der Tür zu suchen war zwecklos und einfach stillzuhalten unter meiner Würde. Ich versuchte mich so zu bewegen, als ob gar nichts los wäre. Es war ja nicht mein Fehler – und auch nicht mein Geschirr, das da kaputtging.

22. Oktober 2006
hoeren: Buck 65 - Secret House Against The World

"I wake up nervous
Sunday is gloomy
Eyes on the sidewalk
Look right through me
I hear myself breathing
Trying to focus"

19. Oktober 2006
berlin: ...

Es ist so schön, wenn die chromatische Adaption nachlässt.

18. Oktober 2006
take-home-message: ...

"Tibetischer Sylvia-Plath-Philosophie nach sterben wir alle, das ist mir völlig klar."

17. Oktober 2006
denkblase: Drei Punkte

Ich war der neue Zivi im Männerwohnheim. Knastis, Alkis, Drogis und die Schnittmengen.
Ich hatte gerade mein Abi in der Tasche und den Führerschein und noch nie gekifft.
Hallo Welt.
Ich könnte Sozialarbeiter werden, dachte ich. Weil mir der Kontakt zu den Klienten leichtfiel. Drogenberatung vielleicht.
Bis Göttke mich eines Nachts über seine Tätowierung aufklärte, die Seite ist wichtig, die richtige Seite, sonst heisst es schwul, pervers und arbeitsscheu, und über seine Vergangenheit, den Skorpion haben sie mich genannt, und weisst du, warum - weil ich so schnell war, schnell und tödlich...
Er klang wie eine Single auf 33, fast übertönten ihn die brummenden Neonröhren.
Der Skorpion stach seit einigen Jahren nur noch ins eigene Fleisch.
Nenn mir einen Grund, warum ich aufhören sollte, sagte er.
Er drückte die Kippe aus, in Zeitlupe, und ich konnte wieder die Tätowierung auf seiner Hand betrachten.
Nenn mir einen guten Grund, sagte er, drehte sich um und ging.
Seitdem denke ich über die Antwort nach.

11. Oktober 2006
denkblase: Bamberg am Meer

Das Landungsboot spuckt uns frühmorgens an den schmutziggrauen Strand. Ich schultere mein klammes Gepäck und blicke mich um. Die vier anderen zivilen Passagiere sind verschwunden. Kinder, die auf dem Affenfelsen spielen, sehen mich und stürzen sich auf mich. No money, no money, rufe ich und halte mein Portemonnaie fest.
No money sage ich auch zu der Frau und lasse mich doch von ihr in ein wartendes Taxi bugsieren und zu einem Hotel bringen.
Sie spricht englisch.
Die Kellner fegen braune Blütenblätter von der schwarzen Auslegware, unterbrechen aber sofort ihre Arbeit und machen uns ehrfürchtig Platz. Die Frau richtet ein paar Worte, die ich nicht verstehe, an einen Mann in braunem Anzug. Er geht mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich zu, und ich strecke ebenfalls meinen Zeigefinger. Als sich unsere Fingerspitzen berühren, zuckt er zurück, zischend wie eine Schlange. Dass ich ihn mit dieser Geste tödlich beleidigt habe, erfahre ich erst später in der Powerpointpräsentation für neue Gäste.
Man serviert mir ein leichtes Frühstück mit Gurke. Die Frau legt ihre faltige Hand auf meine Schulter und lächelt mich an. Ihr Lächeln ist mir unangenehm. Sie sagt, ich könne bleiben, wenn ich wolle.
Ich sehe ich mir die Stadt an. Graue Häuser aus Granitbrocken, quadratischer Grundriss. Keine Dächer, statt dessen akkurat gestutzte Äste der Bäume, die aus der Mitte der Häuser wachsen. Kahle Äste ohne Blätter.
An der Strandpromenade Hochhäuser: Betonfassaden und braune Rauchglasdächer wie Plattenspielerdeckel. Hier wurden irgendwann in den Siebzigern die olympischen Sommerspiele ausgetragen, fällt mir ein.
Meine Finger berühren fremde Finger, die sich ebenfalls um die Griffstange des Busses winden. Das rote Gesicht einer Frau, eine randlose, schmale Brille, ihr Blumenkleid spannt. Mitte vierzig, schätze ich. Auf ihrem Namensschild steht Praktikantin Projektforschung BASF.
Ich steige an der betonierten Strandpromenade aus. Die Kinder von heute früh sind verschwunden. Plötzlich tauchen Touristen auf, eine ganze Reisegruppe umschwärmt mich, boring country, but there is one city with university, Bamberg, schnappe ich auf, blicke irritiert und werde auf deutsch angesprochen.
Ans Wasser. Die Hochhäuser im Rücken, der graue Himmel ein toter AV-Kanal, die See wie Öl. Ich blicke zum Horizont, erkenne im Dunst die Kürbisinsel Hokkaido, von der ich gestern aufgebrochen bin.
Das Weltreisegefühl stellt sich einfach nicht ein, immer noch nicht, denke ich traurig. Und Ecuador hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
(Aufgew.)

9. Oktober 2006
berlin: ...

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