ost-west-begegnung


16. November 2006
ost-west-begegnung: Brutalstmögliche Glaubensprüfung

Gemeinsam knieten wir auf der Auslegware in der etwas traumfängerlastigen Wohnung. Statt per christlicher Taufe sollte der Kleine mit einer buddhistischen Segnungszeremonie in die spirituelle Welt aufgenommen werden. Die zunächst zweifelnden Verwandten, die mit uns den Stäbchenrauch einatmeten, waren dann doch ganz angetan von diesem original asiatischen, dauerlächelnden Mönch in orangener Robe, der mit beneidenswerter Gelassenheit mit dem Quengeln und Quieken der Hauptperson umging. Spätestens im vietnamesischen Restaurant war das Eis dann gebrochen, und niemand war zu schüchtern, sein VHS-Englisch zu bemühen. Fragen nach den Geboten des Buddhismus wurden gestellt und beantwortet, nein, es gäbe keine Vorschriften, nur Werte wie Aufrichtigkeit, Demut, Ehrlichkeit, und schließlich kam eine Frage, die besser nicht gefallen oder zumindest besser unbeantwortet geblieben wäre, nämlich die Frage, wo der Dalai Lama denn wohnen würde bei seinen Deutschlandbesuchen.
„Oh he use to stay at friends, he often stay at Rollan Cocks house.“
Schweigen.
Denkpause.
Dann ungläubiges Schweigen.
Schließlich doch vorsichtiges Nachfragen:
„Äh you not mean ze politic Roland Koch?“ - „Yesyes, Rolland Cock, the prime minister of hesse! He is a good friend of the Dalai Lama.“
Roland Koch. Der brutalstmöglich aufrichtige, ehrliche, demütige Politiker. Der bei Sympathieumfragen immer knapp den ersten Platz verpasst, vor ihm nur noch der Dalai Lama.
Ich hörte es neben mir klirren, das musste das Weltbild der Mutter gewesen sein.

4. Dezember 2005
ost-west-begegnung: Mit der Fahrrad-Datscha zu den Friesen

Haben beim dpa/gms-Themendienst die Wernicke- Aphasiker die Macht übernommen und alle Duden verbrannt?
Oder wie sind solche Texte über Kambodscha zu erklären?
Ich zitiere:
"Eine Reise nach Kambodscha ist immer eine Reise nach Angkor: Tempelanlage, Weltkulturerbe und Nationalheiligtum des Landes. Viele der über 200 Tempel der Khmer-Dynastie sind umschlungen von riesigen Wurzeln der Banyan-Bäume und geschmückt mit endlosen Friesen [...] Die Fahrrad-Datschas sind bereits unterwegs, und auch die ersten verkrüppelten Zeugen der blutgetränkten Vergangenheit. [...] Die Busfahrt auf den mittlerweile angenehm verbesserten Straßen um den See herum [...] bietet jedenfalls viel Lokalkolorit. Es ist eine hautnahe Begegnung mit den Einheimischen und ihrer Lebenskunst im alltäglichen Bemühen um eine Schüssel Reis. [...]"
Norman Buntz, übernehmen Sie!

14. April 2005
ost-west-begegnung: (8) same same but different

Ja, wir sind zurueck. Und schon fast wieder zu Hause. Die Berliner Busfahrer unterscheiden sich von ihren kambodschanischen Kollegen nur dadurch, dass sie sich zum Abbiegen nicht in den fliessenden Gegenverkehr einfaedeln. Die Menschen hier sind haesslicher und laecheln weniger. Ich will mich da gar nicht ausschliessen. Dafuer man kann tief durchatmen, ohne folgenden Hustenanfall. Laecherlich, dieser Feinstaub-Hype.

Das Publikum fordert eine Wertung. Na gut. Reisen in Thailand und Kambodscha ist einfach und billig. Und da liegt das Problem... wer hier ne arme Sau ist, ist dort ne reiche Sau. Reich genug fuer ein paar Wochen Alkohol und Frauen. Dann: Die Traveller, besonders die schwaebische Rasta-Fraktion. Mit 14 begonnen, Dreads und Tueten gegen das Establishment zu drehen, mit 18 nach Berlin gezogen, und danach jedes Jahr Urlaub in der „Dritten Welt“. (Ja, ich weiss, das sagt man nicht mehr.) Sich dort in zerschlissenen Klamotten und/oder Ethno-Fummel, den kein Einheimischer traegen wuerde, unglaublich alternativ fuehlen. Beliebteste Gespraechsthemen: Wo wie lange wie billig gelebt; wie die Eingeborenen sie abzocken wollten – und wie sie das durchschaut haben.

Doch, ja, wir haben auch nette Leute getroffen. Doch, ja, wir hatten Spass!

Ich habe aufgeraeumt, wer alte Betraege vermisst, kann im rechtenMenü auf die entsprechenden Themen klicken.

burkapflichtAch, eins noch: Man kann ja diskutieren, was die konservative Kleiderordnung in Thailand und besonders Kambodscha bedeutet fuer Gleichberechtigung, Rolle der Frau usw. aber: aus aesthetischer Sicht eindeutig ein Pluspunkt. Langaermlige Hemden und lange Hosen, das heisst: Keine Arschgeweihe, keine Strings, die in den Tiefen einer sichtbaren Kimme verschwinden. Erholung fuer die Augen. Und beim Anblick mancher Touristin und manches Touristen kann man nur Burka-Pflicht fuer alle fordern.

Ergaenzende Info:
  • Nein, wir waren nicht in Pattaya, sondern auf Koh Chang, im holzgewordenen Hippietraum „Treehouse Lodge“.
  • Nicht nur wir machen gute Fotos von Angkor, auch John McDermott sind ein paar Schnappschuesse gelungen.
  • train_securityLeider gibt es keinen Personenzug mehr von Phnom Penh nach Sihanoukville. Aber hier ein paar Fotos von dem, was wir verpasst haben.

Offene Fragen:
  • Was bedeutet „same same but different“?
  • Gibt es den Bueffel-Schiessstand wirklich?
    thunder_ranch"After the shooting range, I went to the "Killing Fields" and the Toul Sleng, the Khmer Rouge interrogation centre. Extremely horrific and very sad. It made me realize how lucky I am!"
    (http://members.optusnet.com.au/~johnmargh/travel/seasia99/PhnomPenh.htm)

    "Thunder Ranch, Its a shooting range, not a shooting gallery. Cost: Hire M16/Ak47 $10 hr, bullets $1 each, 30 round mag, 20 seconds?One hour $1800?, M60, bullets $3 a pop?, full belt $5000, toss handgrenade into stagnant pond $20, fire B40 rpg at wooden post, used to be $45 , but might be $4500 by now. Explode a claymore and kill skinny cambodian bullock , $9945. Drop cluster bombs on Minority encampments,well thats priceless!
    The gaff is run by a Thai businessman with good connections, dont fuck around with the guy he`s well armed!"
    (http://talesofasia.com/forum/viewtopic.php?t=2480)

4. April 2005
ost-west-begegnung: (7) Super-T-Shirts

"Masturbating is not a crime"

supershirt01Gesehen auf einem giftgruenen Shirt eines Typen im Jim-Thompson-House: einigen traditionellen Thai-Haeusern im Herzen Bangkoks mit harmonischer Gartenanlage und Inneneinrichtung.

25. März 2005
ost-west-begegnung: (6) Porno

Ja, es gibt Sextouristen in Kambodscha.
Ja, sie sehen genau so aus wie in den RTL2-Reportagen.

25. März 2005
ost-west-begegnung: (5) Nachtrag Killing Fields

Zwei Englaender berichten von aehnlichen Erfahrungen in Phnom Penh:
"Dann waren wir bei den Killing Fields und unser Fahrer fragt uns: 'Wanna see more Killing Fields? I drive you there for free!' Ok, sind wir mitgefahren... und dann steht da ploetzlich ein Kerl in Camouflage an der Strasse, Ohrenschuetzer auf, im Hintergrund Geballer, und er: 'Hey you guys wanna shoot!' Nein, wollten wir nicht... aber immerhin hatten die nur Zielscheiben."
Verstaendnislose Blicke von uns.
"Naja, uns erzaehlte jemand von Schiessstaenden bei Phnom Penh, auf denen man mit der AK-47 auf ein lebendes Huhn schiessen kann. Fuer eine Handvoll Dollar mehr bekommt man eine Kuh, und fuenf Schuss mit dem Raketenwerfer."

20. März 2005
ost-west-begegnung: (4) Topattraktionen

Phnom Penh, unser Taxifahrer will uns ueberzeugen, ihn fuer morgen fuer eine Tagestour zu buchen:
"You not wanna see killing fields?!"
"No thanks", ein Khmer-Rouge-Mahnmal reicht...
Dann also die zweite Attraktion:
"Maybe go shooting?", begleitet von entsprechender Pantomime... es gibt hier einen Schiessstand, auf dem man mit Original-Buergerkriegswaffen rumballern kann, wer will, kann auch mit Handgranaten werfen.

20. März 2005
ost-west-begegnung: (3) Interkulturelle Kompetenz

"They learn nothing about the history.
I can say that I am a German
Markus 24/02/05"
- Wandkritzelei in Tuol Sleng, einem Mahnmal, das an das Terrorregime der Roten Khmer erinnert.

16. März 2005
ost-west-begegnung: (2) himmel auf erden

Wir sitzen auf den ausgeblichenen stapelbaren Plastikstuehlen eines Getraenkestandes. Gegenueber die schwarzen Tuerme des Bayon-Tempels von Angkor Thom, rechts von uns eine riesige Buddha-Statue mit orangener Schaerpe. Betende Moenche und Nonnen, es riecht nach Raeucherstaebchen. Auf dem Tisch unsere Getraenke: Der regionale isotonische Durstloescher: Gekoepfte gruene Kokosnuss mit Strohhalm drin.
Drei alte Nonnen kommen herueber und setzen sich an den Nachbartisch. Weisse, kurzgeschorene Haare, sonnengegerbte Gesichter, freundliches, wuerdiges Laecheln. Sie bestellen: Red Bull aus der Dose.

16. März 2005
ost-west-begegnung: (1) weltgeschehen

"Wie informieren sie sich denn, was in der Welt passiert?"
Frage des schwaebelnden Studienratehepaares an ihren deutschsprachigen Khmer-Fuehrer, der eigentlich ihnen die Ruinen von Angkor erklaeren sollte. Dem sie aber eben die Wahrheit ueber Ho Chi Min referiert haben.

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