denkblase


22. Oktober 2006
denkblase: Elephantiasis

Plötzlich kippte das Gespräch und ich war ein verschreckter Elefant. Keine Ahnung, wie ich in diesen Porzellanladen geraten war, viel zu klein und viel zu eng, warum hatte ich ihn freiwillig betreten? Oder hatte man mir schon vorher die Augen verbunden? Ich hörte es klirren, keine Ahnung, mit welchem Körperteil ich was runtergerissen hatte, und als ich mich vorsichtig drehte, schepperte es schon auf der anderen Seite. Nach der Tür zu suchen war zwecklos und einfach stillzuhalten unter meiner Würde. Ich versuchte mich so zu bewegen, als ob gar nichts los wäre. Es war ja nicht mein Fehler – und auch nicht mein Geschirr, das da kaputtging.

17. Oktober 2006
denkblase: Drei Punkte

Ich war der neue Zivi im Männerwohnheim. Knastis, Alkis, Drogis und die Schnittmengen.
Ich hatte gerade mein Abi in der Tasche und den Führerschein und noch nie gekifft.
Hallo Welt.
Ich könnte Sozialarbeiter werden, dachte ich. Weil mir der Kontakt zu den Klienten leichtfiel. Drogenberatung vielleicht.
Bis Göttke mich eines Nachts über seine Tätowierung aufklärte, die Seite ist wichtig, die richtige Seite, sonst heisst es schwul, pervers und arbeitsscheu, und über seine Vergangenheit, den Skorpion haben sie mich genannt, und weisst du, warum - weil ich so schnell war, schnell und tödlich...
Er klang wie eine Single auf 33, fast übertönten ihn die brummenden Neonröhren.
Der Skorpion stach seit einigen Jahren nur noch ins eigene Fleisch.
Nenn mir einen Grund, warum ich aufhören sollte, sagte er.
Er drückte die Kippe aus, in Zeitlupe, und ich konnte wieder die Tätowierung auf seiner Hand betrachten.
Nenn mir einen guten Grund, sagte er, drehte sich um und ging.
Seitdem denke ich über die Antwort nach.

11. Oktober 2006
denkblase: Bamberg am Meer

Das Landungsboot spuckt uns frühmorgens an den schmutziggrauen Strand. Ich schultere mein klammes Gepäck und blicke mich um. Die vier anderen zivilen Passagiere sind verschwunden. Kinder, die auf dem Affenfelsen spielen, sehen mich und stürzen sich auf mich. No money, no money, rufe ich und halte mein Portemonnaie fest.
No money sage ich auch zu der Frau und lasse mich doch von ihr in ein wartendes Taxi bugsieren und zu einem Hotel bringen.
Sie spricht englisch.
Die Kellner fegen braune Blütenblätter von der schwarzen Auslegware, unterbrechen aber sofort ihre Arbeit und machen uns ehrfürchtig Platz. Die Frau richtet ein paar Worte, die ich nicht verstehe, an einen Mann in braunem Anzug. Er geht mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich zu, und ich strecke ebenfalls meinen Zeigefinger. Als sich unsere Fingerspitzen berühren, zuckt er zurück, zischend wie eine Schlange. Dass ich ihn mit dieser Geste tödlich beleidigt habe, erfahre ich erst später in der Powerpointpräsentation für neue Gäste.
Man serviert mir ein leichtes Frühstück mit Gurke. Die Frau legt ihre faltige Hand auf meine Schulter und lächelt mich an. Ihr Lächeln ist mir unangenehm. Sie sagt, ich könne bleiben, wenn ich wolle.
Ich sehe ich mir die Stadt an. Graue Häuser aus Granitbrocken, quadratischer Grundriss. Keine Dächer, statt dessen akkurat gestutzte Äste der Bäume, die aus der Mitte der Häuser wachsen. Kahle Äste ohne Blätter.
An der Strandpromenade Hochhäuser: Betonfassaden und braune Rauchglasdächer wie Plattenspielerdeckel. Hier wurden irgendwann in den Siebzigern die olympischen Sommerspiele ausgetragen, fällt mir ein.
Meine Finger berühren fremde Finger, die sich ebenfalls um die Griffstange des Busses winden. Das rote Gesicht einer Frau, eine randlose, schmale Brille, ihr Blumenkleid spannt. Mitte vierzig, schätze ich. Auf ihrem Namensschild steht Praktikantin Projektforschung BASF.
Ich steige an der betonierten Strandpromenade aus. Die Kinder von heute früh sind verschwunden. Plötzlich tauchen Touristen auf, eine ganze Reisegruppe umschwärmt mich, boring country, but there is one city with university, Bamberg, schnappe ich auf, blicke irritiert und werde auf deutsch angesprochen.
Ans Wasser. Die Hochhäuser im Rücken, der graue Himmel ein toter AV-Kanal, die See wie Öl. Ich blicke zum Horizont, erkenne im Dunst die Kürbisinsel Hokkaido, von der ich gestern aufgebrochen bin.
Das Weltreisegefühl stellt sich einfach nicht ein, immer noch nicht, denke ich traurig. Und Ecuador hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
(Aufgew.)

20. September 2006
denkblase: Gibts diese Dinger auch in unironisch?

keks2

14. September 2006
denkblase: In my dreams I'm dying all the time

Es war an Bord des Schiffes, als die ersten Symptome kamen. Zunächst konnte ich sie vor dem Rest der Mannschaft verbergen, doch nicht lange. Ich wusste, was kommen würde, und ich wusste, dass die anderen es auch wussten. Ich tat so lange wie möglich meine Arbeit, denn sie brauchten mich. Das seewasserglitschende Stahldeck, der Regen im Gesicht, das Dröhnen der Maschine, die gleissenden Scheinwerfer - das alles machte es nicht einfacher, sich zu konzentrieren. Und schließlich war es ganz unmöglich: Die Gedanken immer kompliziertere Schleifen, die nur noch gelegentlich die Realität streiften. Ich ging zum ersten Offizier, wollte mich abmelden, aber konnte schon nicht mehr sprechen - er nickte mir stumm zu, stumm und ernst. Das Schott schnitt hinter mir das Brausen der See ab, endgültig, übrig blieb ein Brummen und Vibrieren, und ich irre durch die Gänge und will meine Kabine erreichen, bevor ich vergesse, dass ich nach ihr suche, krieche und krabble durch die Gänge, orientierungslos, dann ziellos, folge einer vagen Erinnerung wie einer Duftspur, vergebens. (Aufgew.)

9. August 2006
denkblase: High Noon

Selten hatte er sich so männlich gefühlt wie in dem Augenblick, als er den Baumarkt verließ und hinaus ins gleissende Sonnenlicht trat - mit 15 Kilo geleimter Fichtenleiche in den Armen.

2. Mai 2006
denkblase: Hallo Google,

hat das was zu bedeuten, dass du mich bei jedem dritten Song oder Buch, nach dem ich suche, dorthin schickst?!

PS: Und im Saloon von Gütersloh sitzt er vor einem Glas Bier und raucht heimlich diese Zigarette, wo der Mann das weiße Pferd fängt, und dann setzt er sich erst mal hin und raucht eine, und das Pferd ist natürlich wunderschön, ganz weiß und hat so eine lange Mähne, und dann schaut ihn das Pferd so komisch an, und da wird er ganz verlegen, und dann geht er hin und macht das Lasso ab und läßt das Pferd frei, weil er sowas versteh'n kann!

9. März 2006
denkblase: früher

Ich mein, früher bei Kraftwerk war ja nicht alles schlecht. Immerhin ham die Autobahn gemacht.

5. Juni 2005
denkblase: ...

Kompetenz in Katersuppen.

Aktuelle Beiträge

Vor dem Low Brain, 0.53...
"Schuldigung, habt ihr grad einen Typen rauskommen...
dialogannahme

dialogannahme
Luxus für die Ohren
Es ist Herbst 2009, es gibt immer noch Punkkonzerte...
dialogannahme
undergound
„We wanted to do Berlin underground, and it can't get...
dialogannahme

Suche

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Post

dialogannahme [bei] googlemail [punkt] com

anstalt
berlin
denkblase
fremde Welt
giesskannen
hoeren
lesen
ost-west-begegnung
take-home-message
woanders
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren