20. März 2005
woanders: Sonnendeck

Das Brummen der Motoren wird zu einem Tuckern und erstirbt dann ganz. Unser Schiff (Siem Reap - Phnom Penh) verliert an Fahrt und liegt dann ganz still. 2 Bordmechaniker, die Haende bis zum Unterarm schwarz vor Oel, greifen in die Eingeweide der Motoren. Ohne Fahrtwind ist es unertraeglich heiss. Die Sonne steht hoch an einem trueben, aber wolkenlosen Himmel. Es ist erst 10 Uhr morgens. Im Bauch unsreres 30 m langen Schiffes die meisten Reisenden, auf dem Vordeck das Gepaeck, auf dem Dach die restlichen Rucksacktouristen. Auf der Bruecke weht die kambodschanische Flagge, daneben ein gelbes Blinklicht wie bei Baustellenfahrzeugen. Rettungsringe gibt es nirgends.
Am oestlichen Horizont ist vielleicht etwas Ufer zu sehen, aber es gehoert viel Phantasie dazu. Der Fluss Ton Le Sap ist hier zu einem riesigen See verbreitert. Es fallen die Geschichten von den Reliefs in Angkor ein, die von Seeschlachten berichten: Es reichte, die Feinde von den Booten zu schubsen, den Rest erledigten die Krokodile.
Kommandos wechseln zwischen Bruecke und Mechanikern, dann starten die Motoren einer nach dem anderen. Der Kaept'n gibt Gas, und wir ziehen wieder eine schwarze Russwolke und unsere Bugwelle hinter uns her.
Nach Stunden kommt Ufer in Sicht, der See verengt sich zu einem schmalen Fluss. Dafuer, dass der Fluss nur 5mal so breit und die Fahrrinne nur doppelt so breit ist wie unser Boot, sind wir ziemlich schnell. Der Kaeptn warnt mit seiner Zerstoerersirene die kleinen Boote, die ihren Bug schnell nach unserer Welle ausrichten. Die Wasserbueffel, von denen eben nur Augen, Nuestern und die gewaltigen Hoerner aus dem Fluss ragten, erheben sich hektisch. Unsrere Bugwelle schwappt das steile Ufer entlang, dahinter Huetten auf Stelzen, Palmen, Reisfelder. Kinder winken. Der Fahrtwind kuehlt angenehm. Aber in zwei Stunden wird das Chaos von Phnom Penh ueber uns zusammenbrechen...

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