5. September 2009
berlin: F43.2

Innerhalb von zwei Tagen 500 Kilometer nördlicher und 2 Kilometer tiefer. Vor zwei Tagen trugen die Altersgenossen, die ich traf, schwere Stiefel und Kropfbänder, und ich bewunderte sie etwas und heimlich für ihre Ernsthaftigkeit. Jetzt bin ich wieder im Herzen der Gentrifizierung angekommen, die Danceperformance, Minikleidmädchen wälzen sich mit Eisblöcken zu repetetiver elektronischer Musik auf dem Boden, geht etwas an mir vorbei, meinem Begleiter geht es ebenso, und der war nicht weg: Das Publikum saugt den Großteil unserer Aufmerksamkeit ab. Prinz-Eisenherz-Haarhelme, güldene Handtaschen, gepflegte Schnurrbärte, angestrengte Individualität schreit nach Aufmerksamkeit, so kommt es mir vor. Ich erkenne Hakim, wie meist mit Aktentasche, heute aber zusätzlich mit frischem Schorf auf der Nase. Er stellt sich kurz meinem Begleiter vor, „meine Hobbies sind Politik, Medizin und Schlägereien“, und verschwindet wieder in der Menge. Nächstes Mal werde ich hier mit meiner neuen Wandernadel auflaufen, in Bronze, und die wird für ironisch gehalten werden und ich deshalb für cool, doch für heute reicht es mir, und ich gehe raus in die klare Luft und den Regen und bin etwas traurig, dass ich keine Stiefel mehr trage.

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